Ein zurückliegender Unterkiefer - woran erkennst Du ihn? Was kann er für Probleme oder Beschwerden verursachen? Und wie läuft die Behandlung normalerweise ab? Das erfährst Du hier.
Überblick
Daran erkennst Du eine Unterkiefer-Rücklage
Der Unterkiefer liegt zu weit hinten – in der Kieferorthopädie nennen wir das eine Kieferfehlstellung der Angle-Klasse II. Bei Dir selbst oder Deinem Kind erkennst Du diese Fehlstellung daran, dass beim Zubeißen die oberen und unteren Schneidezähne nicht zusammen kommen. Stattdessen bleibt hinter den oberen Zähnen ein Abstand offen, in den oft eine ganze Fingerkuppe passt.
Unterkiefer-Rücklage: Das kann passieren
Ein zurückliegender Unterkiefer bringt unbehandelt zweierlei direkte Folgen mit sich. Zum Einen verändert er das Aussehen des Gesichts: Er verursacht ein mehr oder weniger fliehendes Kinn. Gerade bei Männern, wo das Schönheitsideal eine markante Kinnpartie verlangt, kann so ein nach hinten verschobener Kiefer unangenehm auffallen.
Die zweite Folge: Die unteren Schneidezähne befinden sich zu weit weg von den oberen. Es bleibt bei geschlossenem Mund ein Abstand offen. Das stört beim Abbeißen: Die Schneidezähne arbeiten normalerweise zusammen wie die beiden Klingen einer Schere. Bei der Angle-Klasse II funktioniert das nicht.
Ein drittes mögliches Problem ist nicht im engeren Sinne eine Folge des verschobenen Kiefers, tritt aber oft gemeinsam mit der Angle-Klasse II auf: schräg vorstehende obere Schneidezähne. Diese verschlimmern die Schwierigkeiten beim Abbeißen. Außerdem sind stark vorstehende Zähne immer unfallgefährdet. Wenn ein Kind mal gegen eine Tür läuft oder beim Radfahren mit dem Gesicht bremst, brechen solche Zähne statistisch gesehen häufiger ab (oder fallen ganz aus) als gerade Schneidezähne.
So läuft die Behandlung in den meisten Fällen ab
Die Einzelheiten hängen immer ab von der Schwere der Fehlstellung. In den meisten Fällen, die wir sehen bei Angle-Klasse II, liegt der Unterkiefer höchstens um 4-5 Millimeter zu weit hinten. Das ist nicht viel. In diesen Fällen kleben wir zunächst eine feste Zahnspange und formen die beiden Zahnbögen aus. Wenn die Zähne schön gerade nebeneinander stehen, bringen wir in der letzten Phase die Kiefer richtig zusammen: mit Gummizügen.
Gummizüge sind kleine Gummiringe, die der Patient selbst an den hinteren Brackets der Zahnspange einhängen und regelmäßig wechseln muss. Wir in der Praxis zeigen den Kindern, wie das geht. Bei der Angle-Klasse II werden die Gummizüge so eingehängt, dass sie den Unterkiefer ein Stück nach vorne holen. Mit der Zeit bleibt er in dieser Stellung, und das Behandlungsziel ist erreicht.
Sonderfälle: So sieht die Behandlung aus bei stark ausgeprägter Angle-Klasse II
Wenn der Unterkiefer sehr weit hinten liegt, helfen Gummizüge nicht mehr. Stattdessen gibt es hier spezielle lose Zahnspangen für oben und unten, die zusammen den Kiefer in die richtige Stellung bringen.
Es gibt auch Unterkiefer-Rücklagen, die so stark ausgeprägt sind, dass Kieferorthopädie und Kieferchirurgie zusammenarbeiten müssen. Aber solche kombinierten Fälle sind selten.
Wenn Du glaubst, dass Du oder Dein Kind einen zurückliegenden Unterkiefer haben könntet, vereinbare gerne einen unverbindlichen Beratungstermin. Ich freue mich auf Euch.