Der Unterkiefer ist zu weit vorne, die unteren Schneidezähne befinden sich außen statt innen - wie passiert das, woran erkennst Du es, und was können wir dagegen tun? Wenn Dich das interessiert, lies weiter.
Überblick
So entsteht ein vorstehendes Kinn
Wenn der Unterkiefer zu groß ist für den Oberkiefer, sprechen wir von einer Kiefer-Fehlstellung der Angle-Klasse III oder auch einer Anomalie des progenen Formenkreises. Man sagt auch Unterbiss oder Vorbiss dazu. Grob gibt es zwei Ursachen für diese Anomalie: Entweder, der Unterkiefer ist zu groß gewachsen und steht deshalb vor. Oder der Oberkiefer ist zu klein. Es gibt auch die gemischte Form: Oberkiefer zu klein und Unterkiefer zu groß. In dem Fall sieht das Kinn sehr lang aus.
In vielen Fällen sind Kieferfehlstellungen mit vorstehendem Kinn erblich. Das Paradebeispiel bilden die Habsburger mit ihrer prominenten Unterlippe, klar zu sehen auf den Portraits verschiedener Familienmitglieder über Jahrhunderte. In diesem Adelshaus verschlimmerte sich die Fehlstellung mit den Generationen durch häufige Cousinenheirat.
Vorstehender Unterkiefer: Daran erkennst Du ihn
Von außen siehst Du einen Fehlstellung der Angle-Klasse III an einem prominenten Kinn. Besonders im Profil fällt diese Gesichtsform auf. Das restliche Gesicht ist von oben nach unten eher flach, die Kinnpartie steht vor.
Das zweite Zeichen siehst Du, wenn Du die Zähne zusammenbeißt und die Lippen öffnest. Bei der Angle-Klasse III kommen die unteren Schneidezähne nicht, wie normalerweise, innerhalb der oberen Schneidezähne zu stehen. Stattdessen stehen entweder die Schneidezähne von oben und unten senkrecht aufeinander, oder die unteren Zähne befinden sich außen: der typische Vorbiss.
Wenn der Oberkiefer gleichzeitig zu schmal ist, äußert sich das in einem einseitigen oder beidseitigen Kreuzbiss: Die oberen Backenzähne greifen nicht außen über die unteren. Stattdessen stehen auf einer Seite oder auf beiden die oberen Backenzähne innen.
Behandlung: So bringen wir eine Kieferfehlstellung in Ordnung
Wie genau die Behandlung aussieht, hängt davon ab, wie stark die Fehlstellung ausgeprägt ist. In schweren Fällen müssen wir mit einem Kieferchirurgen zusammenarbeiten in einer kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgischen Therapie. Das bedeutet konkret: Mit einer Zahnspange bereiten wir die Kiefer vor. Es folgt eine Operation, und danach eine weitere Zahnspangen-Phase zur Feineinstellung.
Leichtere Fälle können wir rein kieferothopädisch lösen, ohne Operation. Vor allem bei Kindern, die sich im Wachstum befinden, können wir einen zu klein geratenen Oberkiefer dehnen, bis er zum Unterkiefer passt.
Wenn Du glaubst, dass Du oder Dein Kind eine Fehlstellung mit Vorbiss haben könntet, kommt am besten zu einem Beratungstermin vorbei.