Braucht Dein Kind eine Zahnspange? Welche Fehlstellungen Du selbst erkennen kannst, und in welchem Alter, erfährst Du hier. Am Ende des Artikels findest Du eine praktische Faustregel für Eltern.
Überblick
Zwei Altersgruppen in der Kieferorthopädie
Ungefähr mit sechs Jahren bekommen Kinder die ersten bleibenden Zähne; es beginnt die sogenannte erste Wechselgebissphase. Bestimmte Fehlstellungen behandeln wir schon in diesem Alter, meistens mit einer losen Zahnspange. Im Grundschulalter konzentrieren wir uns noch nicht auf einzelne Zähne, sondern auf den ganzen Kiefer.
Von zwölf bis vierzehn Jahren, in der zweiten Wechselgebissphase, ist dagegen die Haupt-Behandlungszeit für eine feste Zahnspange. Hier kümmern wir uns um schiefe Zähne, verdrehte Zähne, zu eng oder zu weit stehende Zähne – kurz, wir formen die beiden Zahnbögen aus.
Häufig im Grundschulalter: der Kreuzbiss
Eine häufige Indikation für eine Zahnspange im Grundschulalter ist der Kreuzbiss: Wenn die oberen Backenzähne nicht außen auf die unteren beißen, sondern auf einer oder beiden Seiten die oberen Zähne innen zu stehen kommen. Das bedeutet, dass der Oberkiefer zu schmal ist. Im Grundschulalter können wir einen Kreuzbiss sehr gut korrigieren. Wir nutzen dazu das Wachstum der Kinder aus. Mit einer losen Zahnspange schieben wir den Oberkiefer etwas an, damit er breit genug wird.
Du erkennst einen Kreuzbiss leicht, wenn Du Dein Kind zubeißen lässt. Bei einem einseitigen Kreuzbiss befindet sich das Kinn nicht mittig unter der Nasenspitze, sondern ist zur Seite verschoben. (Bei einem beidseitigen Kreuzbiss kann das Gesicht symmetrisch sein.) Auf jeden Fall erkennst Du den Kreuzbiss bei geschlossenen Zähnen, aber offenen Lippen. Wenn sich die Kanten der unteren Backenzähne außen befinden, bringst Du Dein Kind am besten schon im Grundschulalter in die Kieferorthopädie.
Die Hauptbehandlungszeit: Ab 11 Jahren
Mit 11 oder 12 Jahren fallen bei den meisten Kindern die restlichen Milchzähne aus, und alle bleibenden Zähne brechen durch. Wir sprechen von der zweiten Wechselgebissphase. Es ist das Alter, in dem über die Hälfte aller Kinder eine feste Zahnspange bekommen.
In der zweiten Wechselgebissphase behandeln wir in der Kieferorthopädie die allermeisten Fehlstellungen.
Was Du selbst bei Deinem Kind leicht erkennen kannst:
- eine starke Rücklage des Unterkiefers mit fliehendem Kinn
- einen vorstehenden Unterkiefer
- Scherenbiss, bei dem die Zähne aneinander vorbei beißen
- Platzmangel, verdrehte Vorderzähne
Andere Fehlstellungen erkennt oft der Zahnarzt beim regelmäßigen Kontrolltermin und empfiehlt Dir, mit Deinem Kind in die Kieferorthopädie zu kommen.
Sollen wir zum Kieferorthopäden gehen? Faustregel für Eltern
Wenn an den Zähnen Deines Kindes irgendetwas schief oder seltsam aussieht und Du Dich fragst, ob ihr damit zu einem Kieferorthopäden gehen solltet, lautet die Antwort immer: Ja. Macht einen Beratungstermin und lasst einen Profi mal in den Mund schauen. Das geht schnell, es kostet nichts, und Du erfährst, ob Dein Kind eine Zahnspange braucht.
Mir ist es am liebsten, wenn ich die Kinder vor dem elften Geburtstag einmal sehe. Ihr braucht auch nicht zu warten, bis alle Milchzähne ausgefallen sind. Ob Behandlungsbedarf besteht, sieht man schon vorher.